Das abgelegen an einer Enztalschlinge liegende Dorf Mühlhausen ist urkundlich nur schwer zu fassen, da es häufig mit namensgleichen, zum Teil längst abgegangenen Siedlungen verwechselt wird. Spätestens aber in der Amtszeit des 1120 gestorbenen Abtes Bruno wird im Codex Hirsaugiensis ein Mulhusen genannt, das an der Enz lag.
Von 1233 bis zu einem Schiedsvertrag von 1484 bemühte sich das Kloster Maulbronn, immer mehr Rechte und Güter in Mühlhausen zu erwerben. In dieser Zeit wurden lange Prozesse geführt, um die Reichsunmittelbarkeit des Dorfes zu beweisen.
Nachdem Maulbronn 1504 an Herzog Ulrich von Württemberg gefallen war, gelangte Mühlhausen zwar 1508 an den württembergischen Erbmarschall Konrad Thumb von Neuburg, behielt aber seinen Status als vom Kaiser bestätigtes Reichsdorf.
Das Renaissanceschloss wurde 1566 unter Thumb’scher Herrschaft erbaut und nach den furchtbaren Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges zusammen mit der Ortschaft 1648 von Johann von Hohenfeld erworben, der Glaubensflüchtlinge aus seiner oberösterreichischen Heimat ansiedelte und die Mühlhäuser Gemarkung durch Ankäufe deutlich vergrößerte.
1689 gelangten Dorf und Schloss durch Heirat an die Freiherren von Stein, die nach Aussterben der männlichen Linie ihr Besitztum 1785 an Herzog Carl Eugen von Württemberg verkauften. Unter württembergischer Oberhoheit wurden das Schloss und das Schlossgut nach und nach an Privatpersonen veräußert.
Traurige Bekanntheit erlangte Mühlhausen 1913 mit dem ersten dokumentierte Amoklauf in der deutschen Geschichte, als ein früherer Lehrer in Mühlhausen neun Menschen tötete und elf weitere schwer verletzte.
Verwaltungsmäßig gehörte Mühlhausen seit 1807 zum Oberamt Vaihingen und ist seit 1972 ein Stadtteil von Mühlacker mit heute rund 1.000 Einwohnern.
Die dem heiligen Albanus geweihte Kirche ist romanischen Ursprungs und zeigt noch eindrucksvolle Grabmäler der früheren Ortsherren.
Seit Jahrhunderten wird in den warmen Steillagen der Enzschleife Wein angebaut. Aufgrund der außergewöhnlich reichhaltigen Tier- und Pflanzenwelt wurden 2012 sowohl die Felsengärten als auch der Kammertenberg (Richtung Lomersheim) als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Sie sind zugleich auch herrliche Kulissen für den beliebten Enztalradweg.
Wappenbeschreibung
Schild geteilt, oben in silber ein wachsender roter Adler, unten in rot 3 silberne Schwanenhälse.
Flaggenfarben
rot - weiß (rot - silber)
verliehen
15.02.1956